Fachgespräch zu energetischer Sanierung: Berliner Vermieter*innen beklagen fehlende Unterstützung und geringe Akzeptanz

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In Berlin stagnieren die Sanierungsraten auf geringem Niveau. Auch der Anteil erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung ist zu klein, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Was hindert Vermieter*innen daran, mehr und ehrgeizigere energetische Sanierungen durchzuführen? Ein Fachgespräch mit Praxisakteuren zeigte nun: Es scheitert nicht nur am guten Willen, sondern auch an konkreten Hemmnissen. Abschreckend wirken vor allem der hohe Personal- und Kostenaufwand, die Skepsis der Mieter*innen und die voraussetzungsreichen Förderprogramme, so die Expert*innen. Forschende vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und vom Öko-Institut diskutierten mit Vermieter*innen, wie kosteneffiziente energetische Sanierungen möglich sind und wie sich die Kosten gerecht verteilen lassen. Das Fachgespräch vom 27. Mai 2021 fließt in das Projekt Sozial-ökologische Wärmewende in Berlin des Forschungsverbunds Ecornet Berlin ein.

Akzeptanzproblem: Müssen die Mietkosten steigen?
Die vom IÖW präsentierten modellbasierten Kostenberechnungen zeigen, dass bei Inanspruchnahme der aktuell hohen Fördermittel energetische Sanierungen sowohl sozialverträglich als auch konform zu den Berliner Klimaschutzzielen umgesetzt werden könnten. Doch die Vermieter*innen wiesen darauf hin, dass die Fördermittel oft nicht passend und die Beantragung mit hohem Aufwand verbunden sind, weshalb sie häufig nicht genutzt werden. Zudem sind die Investitionskosten und der Anteil, der auf die Mieter*innen umgelegt wird, teilweise in der Praxis deutlich höher – insbesondere, wenn energetische Sanierungen mit weiteren Modernisierungsmaßnahmen kombiniert werden. In der Folge kommt es deshalb häufig zu Mietsteigerungen, was insbesondere Haushalte mit geringen Einkommen in Bedrängnis bringt. Dies führt zu einer allgemein niedrigen Akzeptanz für energetische Sanierungen – zumal auch die Modernisierungsphase für die Mieter*innen mit einigen Einschränkungen verbunden ist und ihnen der Nutzen oft nicht vollständig klar wird. Dadurch stellt die geringe Akzeptanz seitens der Mieter*innen ein weiteres relevantes Hemmnis für energetische Sanierungen dar.

Realistische Förderbedingungen und klare Kommunikation
Die Vermieter*innen wiesen zudem darauf hin, dass sie neben dem Klimaschutz zahlreiche weitere Verpflichtungen haben – vom Brandschutz über bezahlbare Mieten bis hin zum Denkmalschutz. Dies führe mitunter zu einer finanziellen und personellen Überforderung. Selbst sozial und ökologisch orientierte Eigentümer*innen wie die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften haben deshalb Schwierigkeiten, die aus Klimaschutzsicht notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Sie fordern bessere Förderbedingungen und eine größere Transparenz darüber, dass Klimaschutz mit Mehrkosten und zusätzlichem Aufwand verbunden ist.

Die Forschenden werden die Ergebnisse des Fachgesprächs in einem Arbeitspapier zur Kostenverteilung aufgreifen. Ende des Jahres 2021, zum Abschluss des Projekts Sozial-ökologische Wärmewende in Berlin, erscheint zudem ein Policy Paper mit Handlungsempfehlungen.

Schlagworte

Energetische Sanierung, Akezptanz, Mietkosten, Fördermittel